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Digitale Führung
08.11.2022
Kategorie Magazin

Digitale Führung: So verändern sich die Führungsaufgaben

Das Leadership hat in den vergangenen Jahren eine große Veränderung durchlaufen. Während Führungskräfte noch vor wenigen Jahren unangefochten den Kurs bestimmten und sämtliche Entscheidungen selbst tragen mussten, haben sich die Kernaufgaben wesentlich verändert. Als Leader stehst Du heute nicht mehr über Deinem Team, sondern bist ein Teil davon geworden. Vor allem aber hat der Digitalisierungsschub im Wesentlichen dazu beigetragen, dass sich die Rolle der Führungskräfte verschiebt und neue Kernkompetenzen wichtig werden. Welche Aufgaben jetzt im Bezug auf digitale Führung anstehen, haben wir Dir im folgenden Beitrag zusammengefasst.

Was bedeutet digitale Führung eigentlich?

Digitale Führung oder Digital Leadership bezeichnet einen neuartigen Führungsstil, der durch die digitale Transformation entstanden ist. Moderne Unternehmen rücken immer weiter ab von Präsenzzeiten und schaffen neue Rahmenbedingungen für ihre Mitarbeiter. Sie nutzen den digitalen Wandel, um durch Innovationen aus alten Strukturen auszubrechen.

Mitarbeiter bekommen die Chance, ihr Privatleben besser mit ihrer beruflichen Aufgabe zu verbinden. Zudem können sie effizienter arbeiten und beispielsweise von Zuhause aus ein Projekt zu begleiten oder während einer längeren Bahnfahrt Aufgaben weiter zu bearbeiten.

Digitale Führung löst bestehende Führungsansätze ab

Eine hierarchische Führung funktioniert für virtuelle Teams nicht mehr. Häufig finden sich hierarchische Führungsstrukturen noch in großen Konzernen wieder, in denen Entscheidungen traditionell „oben“ getroffen werden. Wer Mitarbeiter digital führt, muss seinen Mitarbeitern zwangsläufig Freiheiten einräumen und sie in wichtige Entscheidungsprozesse mit einbeziehen.

Warum das hierarchische Führungsverständnis jetzt nicht mehr funktioniert

Durch die kontinuierlichen Veränderungsprozesse müssen stetig neue Entscheidungen getroffen werden. Ein Festhalten am hierarchischen Führungsverständnis würde bedeuten, dass alle wichtigen Entscheidungen über den Schreibtisch der Führungskraft laufen müssen. Das wiederum würde die Geschwindigkeit aller Arbeitsprozesse empfindlich stören.

Die zunehmende Komplexität in allen Bereichen macht es nahezu unmöglich, dass eine einzelne Person alles im Blick haben kann. Jetzt heißt es: Verantwortung abgeben, Kompetenzen schaffen und Vertrauen in die Entscheidungsfähigkeit der Teammitglieder haben. Das Abgeben von Verantwortung wälzt das gesamte Leadership einmal um und lässt neue Kernaufgaben entstehen. Statt im klassischen Sinne zu führen, ergeben sich für das Leadership neue Aufgaben.

  1. Sicherheit schaffen
    Es ist wichtig, Sicherheit und Vertrauen aufzubauen. Niemand kann Entscheidungen treffen, wenn er bei Fehlentscheidungen hohe Strafen fürchten muss. Als Führungskraft ist es Deine Aufgabe, offen mit Fehlern umzugehen und die besten Voraussetzungen zu schaffen, dass betroffene Mitarbeiter daraus lernen.
  2. Individuelle Entfaltungsmöglichkeiten
    Als Leader ist es Deine Aufgabe, die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen zu erkennen und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten zu schaffen. Zudem sorgst Du dafür, dass ein kontinuierliches Lernen und eine Weiterentwicklung stattfinden kann.
  3. Zuhören & unterstützen
    Leader haben zunehmend die Aufgabe, ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nur noch zu beraten. Sie stehen für Rückfragen zur Verfügung, hören zu und leisten Erste Hilfe bei Sorgen und Nöten. 

Verschiedene Modelle und Ansätze für digitale Führung

Es haben sich mittlerweile zwei Ansätze bzw. Modelle für die digitale Führung herauskristallisiert, die Dich im Alltag bei der Mitarbeiterführung unterstützen können. Beide Modelle verfolgen jeweils einen anderen Fokus, weswegen wir sie Dir an dieser Stelle gerne beide vorstellen möchten.

Das SMART Modell für digitale Führung

Dieses Modell soll Dich dabei unterstützen, klare Ziele für Deine Mitarbeiter festzulegen. Daran, ob und wie diese Ziele erreicht wurden, kannst Du dann auch den Erfolg Deines Führungsstils ablesen.

  • Spezifisch: Du solltest Deinen Mitarbeitern klare Zielvorgaben machen. Andernfalls kommt es zu Missverständnissen und die Erreichung des Zieles fällt schwer. Es kann sich dabei sowohl um qualifizierte als auch um quantitativ messbare Ziele handeln. Formuliere zum Beispiel nicht das Ziel „Umsätze erhöhen“, sondern „Der Umsatz muss bis zum 30. April um 6,5 % erhöht werden“.
  • Messbar: Die von Dir formulierten Ziele sollten messbar sein. Nur dann kannst Du prüfen, ob das definierte Ziel auch tatsächlich erreicht werden konnte.
  • Attraktiv: Es ist wichtig, dass die Mitarbeiter den Mehrwert hinter einer Aufgabe verstehen. Insbesondere bei unliebsamen Aufgaben dürfen diese nicht als Schikane verstanden werden. Positive Formulierungen helfen dabei, die aus der Erledigung resultierenden Vorteile hervorzuheben.
  • Realistisch: Die von Dir gesteckten Ziele müssen im gesteckten Zeitrahmen realistisch umgesetzt werden können.
  • Terminiert: Nur durch eine klare Deadline kann schlussendlich gemessen werden, ob das Ziel in der vereinbarten Qualität und zum vereinbarten Termin auch tatsächlich erreicht werden konnte.

Das VOPA-Modell für eine digitale Führung

Beim VOPA-Modell steht das Vertrauen im Fokus. Ein solches Vertrauen ist gerade in digitalen Teams und im Homeoffice wichtig, wenn Anwesenheit und Pünktlichkeit als Bewertungskriterien für Mitarbeiter herausfallen.

  • Vernetzung: Achte darauf, dass Deine Mitarbeiter auf allen Ebenen gut miteinander vernetzt sind. Dies gelingt Dir über moderne Kommunikationstools, über soziale Medien oder auch tägliche Huddles, die als kurze Begegnungszeiten dienen. Auf diese Weise kannst Du Kommunikationsbarrieren abbauen und die Zusammenarbeit effektiver gestalten.
  • Offenheit: Im Idealfall sollte eine aktive Informationsvermittlung erfolgen und wichtige daten nicht erst auf Nachfrage weitergegeben werden. Dies steigert die Effektivität der Arbeit.
  • Partizipation: Beziehe das Team in wichtige Entscheidungen mit ein. Das fördert den Teamgeist und sorgt dafür, dass sich alle Mitarbeiter mit den Zielen Deines Unternehmens identifizieren können.
  • Agilität: Agile Teams können sich schneller auf neue Entwicklungen einstellen. Ein konstruktiver Umgang mit Fehlern ist eine zwingende Voraussetzung dafür.

Dieses Modell lässt sich noch um die Plus-Komponente erweitern. Dieses Plus steht für das Vertrauen als zentrales Element einer digitalen Führung. Nur durch das Vertrauen in Dich als Führungskraft und in Deine Mitarbeiter lässt sich dieses Modell in die Praxis umsetzen.

Herausforderungen der Digitalisierung für Führungskräfte

Das digitale Zeitalter bringt für jeden Menschen Herausforderungen mit sich. Insbesondere Führungskräfte sind als digital Leader mit besonderen Veränderungen konfrontiert, die sich auch auf ihren Führungsstil auswirken. Im Wesentlichen sind das vier Bereiche, die durch die Digitalisierung sprichwörtlich auf Links gedreht werden.

Digitale Führung heißt, dass Du Deine Mitarbeiter ohne räumliche Nähe führst. Du stehst also vor der großen Aufgabe, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Menschen zu schaffen, die sich vielleicht noch nie persönlich begegnet sind. Daher ist auch die Möglichkeit spontaner Besprechungen nicht mehr gegeben und die Leistungsbeurteilung wird erschwert.

Der Umgang mit sozialer Isolation  

Am Morgen das Haus verlassen, zur Arbeit gehen und die Kollegen treffen: Was einst selbstverständlich war, fällt für viele Menschen zunehmend weg. Insbesondere die Menschen, die alleinstehend und ohne Familie leben, werden durch Homeoffice und Remote-Arbeit leicht in eine soziale Isolation getrieben. Digitale Führung muss auch diesen Faktor im Blick haben. Wer von Zuhause aus arbeitet fühlt sich einsamer und oft nicht mehr als Teil des Ganzen. Das unmittelbare Feedback fehlt, der Kontakt zu Kollegen auch.

Digitale Führung bedeutet nicht nur, einen Informationsaustausch über Kommunikationstools und Video-Calls zu organisieren, sondern auch den ganz persönlichen Austausch über die Arbeitsthemen hinweg im Blick zu behalten. Regelmäßige Treffen zum Mittagsessen für eine halbe Stunde können wahre Wunder bewirken.

Digitale Führung und Hilfe zum Selbstmanagement

Nicht jedem Menschen ist das Selbstmanagement in die Wiege gelegt. Während früher die anwesenden Kollegen oder Führungskräfte für ein konzentriertes Arbeiten gesorgt haben. lenkt nun leicht der Hund, das Smartphone oder das Fußballspiel ab, das gleich im TV übertragen wird. Wichtig für eine erfolgreiche digitale Führung ist es, sehr engmaschig nach Arbeitsergebnissen zu Fragen und ebenso schnelles Feedback zu geben.

Deine Rolle als Führungskraft im Digital Leadership

Ein Thema schwebt über allem: Digitalisierung. Die digitale Transformation verändert nicht nur die Art der Zusammenarbeit, sondern prägt auch die Rolle, die Führungskräfte in dieser neuen Arbeitsweise einnehmen. Dass Teams virtuell zusammenarbeiten, wird immer mehr zum Alltag in Unternehmen. Im Digital Leadership wird die Rolle der Führungskraft hauptsächlich über die Nutzung der Tools, Softwarekenntnisse und die Organisation der Gesprächstermine definiert. Dabei ist für diese neue Führungsaufgabe ein eigenes Mindset nötig, welches das Führungsverständnis grundlegend revolutioniert.

Digitale Führungskompetenz: Diese Kernkompetenzen brauchst Du im Digital Leadership

  • Agilität
    Die Welt erfindet sich gefühlt jeden Tag aufs Neue. Was heute Trend ist, kann morgen schon eine ganz andere Richtung einnehmen. Wer Schritt halten möchte, muss flexibel auf diese Veränderungen reagieren können. Agilität und Offenheit gehören heute zu den wichtigsten Dimensionen im Mindset von Führungskräften.
  • Kritikfähigkeit
    Durch den permanenten Wandel werden stetig neue Wege beschritten. Das bringt es mit sich, dass auch mal etwas schiefgeht. Jetzt sind Offenheit im Umgang mit Fehlern und Kritikfähigkeit gefragt.
  • Proaktivität
    Wer mit der Schnelllebigkeit des 21. Jahrhunderts Schritt halten will, muss proaktiv sein. Vor allem ist es wichtig, alle Teammitglieder ins Boot zu holen und sie nicht nur hinterherlaufen zu lassen. 
  • Vertrauen statt Kontrolle
    Digitale Führung bedeutet, dass Du Deinen Mitarbeitern nicht mehr jeden Tag über die Schulter schauen kannst. Du musst also darauf vertrauen, dass sie effektiv arbeiten – auch dann, wenn es mal an Kontrolle fehlt. Statt neue Kontrollmechanismen zu entwickeln, arbeite lieber an einer Möglichkeit, wie Du die erbrachte Arbeitsleistung besser bewerten kannst.
  • Kommunikation & Informationsaustausch
    Wenn der kurze Schnack in der Kaffeeküche fehlt, dann müssen andere Kanäle für den regelmäßigen Informationsaustausch geschaffen werden. Wichtig ist, dass allen Mitarbeitern die benötigen Informationen immer zeitnah übermittelt werden. Am besten nutzt du dafür Tools oder schaffst eine spezielle Infrastruktur, über die ein Austausch in Echtzeit gelingt.

Digitale Führung braucht eine neue Form der Risikobereitschaft

Die Digitalisierung bringt einen ganzen Berg neuer Chancen mit sich, ist aber auch mit Risiken behaftet. Digitale Führung muss daher eine entsprechende Risikobereitschaft mitbringen, damit Potenziale entdeckt und genutzt werden können. Wer jeder neuen Chance automatisch ein zu hohes Risiko unterstellt, der bremst den Innovationsgeist.

Damit einher geht auch eine neue Fehlerkultur, Mitarbeiter müssen die Chance bekommen, sich inmitten der neuen Entwicklungen austesten zu können, um in einer angstfreien Umgebung zu lernen. Der Digital Leader muss diese Offenheit für Fehler selbst leben und vorleben. Er ist ein Vorbild für die Mitarbeiter und zeigt, dass Fehler passieren dürfen, weil sie das Team und den Lernprozess schlussendlich voranbringen.

Flexibilität treibt digitale Transformation voran

Digitale Führung ist ein Synonym für Flexibilität und Agilität. Angst vor Fehlentscheidungen und das Festhalten an alten Strukturen behindert die digitale Transformation und verstellt den Weg für neue Arbeitsprozesse und Geschäftsmodelle. Es gilt der Ansatz, schnellstmöglich aus den neuen Erfahrungen zu lernen und sie auf neue Arbeitsprozesse und Geschäftsmodelle anzuwenden.

Diese Tools helfen Dir im Digital Leadership

Um die genannten Herausforderungen zu meistern, die eine digitale Führung mit sich bringt, stehen dir moderne Anwendungen, Software und Tools zur Verfügung. Welche davon für Dich und Deine Organisation am besten geeignet ist, hängt am Ende von den Prozessen und der Art der Projekte ab, die Du im digitalen Raum bestreiten möchtest. Im Folgenden findest Du einige Anregungen, wie du digitale Führung mithilfe verschiedener Tools gestalten kannst.

  • Projektmanagement-Tools
    Wenn Du den Überblick über mehrere Aufgaben und Projekte behalten möchtest, die von unterschiedlichen Teammitgliedern betreut werden, dann ist ein solches Tool für das Projektmanagement unverzichtbar. Bewährt haben sich Tools wie Asana oder Microsoft Teams.
  • Clouds
    Das Arbeiten in der Cloud ermöglicht es, dass alle Teammitglieder in Echtzeit auf den aktuellen Projektstand zugreifen können. Du ersparst Dir und Deinem Team damit den hohen Aufwand, der entsteht, wenn Dateien umhergeschickt und immer wieder aktualisiert werden müssen. Google bietet gute und intuitiv bedienbare Cloud-Lösungen an.
  • Digitale Kalender für das Terminmanagement
    Remote Teams finden sich regelmäßig in Teammeetings zusammen, um sich über den aktuellen Projektstand auszutauschen. Um eine Terminfindung zu erleichtern, könnt Ihr auf eine Kalendersoftware zurückgreifen. Diese haben oftmals auch automatische Erinnerungsfunktionen integriert, damit niemand mehr ein Online-Meeting vergisst oder sich zu spät einschaltet. Kalender sind beispielsweise ein fester Bestandteil der Google-Drive-Suite.
  • Kommunikations-Tools
    Wenn schnell mal die Antwort eines Kollegen benötigt wird, dann kann eine E-Mail sperrig sein. Zudem gehen Mails schnell mal unter, landen im SPAM oder werden zu spät gelesen. Kommunikationsprogramme wie Slack erleichtern die digitale Führung, indem sie einen unmittelbaren Austausch ermöglichen. Ein weiterer Vorteil: Viele dieser Programme ermöglichen es, per Klick in einen Video-Call zu gelangen.
     

Digitale Software schafft die besten Voraussetzungen für effizientere Prozesse, eine transparente Kommunikation in Echtzeit und sie ermöglicht einen zentralen Datenzugriff. Die sind daher zu einem festen Bestandteil im New Work und im Digital Leadership geworden. Wichtig ist, sämtliche Mitarbeiter in der Nutzung dieser Tools zu schulen, damit sie auch wirklich effektiv genutzt werden können.

Fazit: Digitale Führung als Chance und Herausforderung

Mit der zunehmenden Digitalisierung und Technologisierung der Welt werden auch ganz neue Anforderungen an die Führung gestellt. Heute arbeiten Teams nicht mehr zusammen in einem Büro, sondern remote an ganz unterschiedlichen Orten. Digitale Führung muss es schaffen, ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu etablieren, soziale Isolation zu vermeiden und Mitarbeiter in ihrem Selbstmanagement zu stärken und zu fördern.

Als Leader ist es wichtig, Deine Führungskompetenzen in diese Richtung zu erweitern und auszubauen. Solltest Du dabei noch Unterstützung benötigen, stehen Dir unsere Coaches und Beratungsangebote jederzeit zur Verfügung.

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