Ein Termin mit dem Chef konnte noch vor einigen Jahren nur eines bedeuten: Irgendetwas ist mächtig schiefgelaufen und nun drohen Konsequenzen. Gab es Feedback, dann war dies gleichzusetzen mit negativer Kritik. Positive Ergebnisse wurden derweil gerne als Selbstverständlichkeit wahrgenommen und waren nicht weiter erwähnenswert. Mittlerweile rückt die Bedeutung einer wertschätzenden Feedbackkultur immer weiter in den Vordergrund. Feedback hilft bei der Selbsteinschätzung und verbessert die Leistung. Doch eine gute Feedbackkultur entsteht im Unternehmen nicht von selbst, sondern ist das Ergebnis eines Prozesses, der von allen Beteiligten mitgestaltet werden muss.
Den Begriff „Feedback“ hat sicher jeder schon einmal gehört. Es ist eine Form der Rückmeldung, die sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext erteilt wird und sich auf eine bestimmte Leistung oder ein Verhalten bezieht. Man unterscheidet dabei zwei Arten von Feedback: Lob als Bestätigung und negative Kritik, die zu einer Verhaltensänderung führen soll. Beide Formen tragen zur persönlichen Weiterentwicklung bei, jedoch auf unterschiedliche Weise.
Was bedeutet es nun aber konkret, wenn eine Feedbackkultur in einem Unternehmen etabliert wird? Die Einführung einer Feedbackkultur bedeutet, dass dort eine Arbeitsatmosphäre geschaffen wird, die von Offenheit, Vertrauen und effektiver Kommunikation geprägt ist. In einer solchen Unternehmenskultur ist es irgendwann selbstverständlich, dass die Mitarbeitenden regelmäßig Rückmeldungen zu ihrer Arbeit, aber auch ihrem Verhalten im Team oder gegenüber Kunden bekommen.
Hat ein Unternehmen eine feste Feedbackkultur geschaffen, dann erfolgen regelmäßige Rückmeldungen zwischen Mitarbeitenden und Führungskräften bezüglich der Arbeitsweise, Leistung und ihrer externen Wirkung. Es ist in einer solchen Atmosphäre jederzeit möglich, Kritik zu äußern oder neue Ideen einzubringen, ohne Angst vor Konsequenzen haben zu müssen. Das übergeordnete Ziel einer funktionierenden Feedbackkultur ist es, dass Mitarbeitende frei und ohne Ängste mit Kollegen und auch über Hierarchieebenen hinweg kommunizieren können.
„Feedbackkultur“ wird gerne als Buzzword in der modernen Unternehmenslandschaft gehandelt. Zu Recht, denn es zahlt auf vielen Ebenen in den unternehmerischen Erfolg ein.
Feedback-Gespräche ermöglichen es den Mitarbeitenden, ihre eigenen Wünsche und Erwartungen an ihren Job und ihren Aufgabenbereich zu äußern. Dieser Aspekt hatte noch vor einigen Jahren gar keine Relevanz. Es ging darum, was ein Unternehmen von seinen Mitarbeitenden erwartet und wie gut diese Erwartungen erfüllt werden. Mit der monatlichen Gehaltszahlung waren dann die Erwartungen der Mitarbeitenden automatisch erfüllt. In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen aber Wege finden, ihre Mitarbeitenden zu halten. Ein wichtiger Baustein dabei ist die gute Feedbackkultur.
Es gibt häufig eine Diskrepanz zwischen der Selbstwahrnehmung und der Wahrnehmung durch andere. Was Du selbst als sehr gut und erfolgreich wahrnimmst, kann auf der anderen Seite ganz anders ankommen. Regelmäßiges Feedback hilft, diese Unterschiede zu erkennen und anzugehen.
Feedback gibt den Mitarbeitenden Klarheit darüber, wie gut sie ihre Aufgaben erledigen. Dieses Verständnis fördert das Selbstbewusstsein und beseitigt Unsicherheiten. Die Mitarbeitenden wissen ganz konkret, dass ihre Arbeitsleistung gesehen und wie diese bewertet wird. So können sie sich am Ende viel besser auf ihre Aufgaben konzentrieren. Mitarbeitenden ermöglicht das, sich besser auf ihre Aufgaben zu konzentrieren.
Durch regelmäßiges Feedback können Missverständnisse in der Kommunikation schnell aufgedeckt und geklärt werden. Ein kontinuierlicher Austausch verhindert zudem, dass sich Frustration über einen längeren Zeitraum aufstaut. Werden Themen direkt angesprochen, können sie ebenso schnell wieder aus der Welt geräumt werden.
Feedback schafft Transparenz und stärkt das Vertrauen und das Verständnis unter den Mitarbeitenden. Sie kennen ihre Rolle im Team und haben jederzeit einen Ansprechpartner für Dinge, die in ihren Augen nicht optimal laufen. In einem derartigen Umfeld erleben die Mitarbeitenden mehr Freude an der Arbeit, was sich positiv auf die Motivation auswirkt und zu besseren Arbeitsergebnissen führt.
Eines der wichtigsten Merkmale einer guten Feedbackkultur ist es, dass sie keine Straf- oder Kontrollfunktion ausüben darf, sondern auf die Weiterentwicklung ausgelegt sein muss. Feedback muss hierarchieübergreifend stattfinden und einen vertrauensvollen Rahmen schaffen.
Das sind die Merkmale einer guten Feedbackkultur in Unternehmen:
Feedback so zu geben, dass die richtige Botschaft gesendet und diese auch genauso ankommt, ist schon eine Kunst für sich. Es müssen für jede Botschaft die richtigen Worte gefunden werden und auch nonverbale Signale spielen eine wichtige Rolle. Die anspruchsvollste Aufgabe besteht darin, einem Menschen Deine Wahrnehmung von ihm mitzuteilen, ohne ihn dabei zu verletzen. Feedback sollte auf zukünftige Möglichkeiten ausgerichtet sein, um aus Fehlern zu lernen und nur dann gegeben werden, wenn es hilfreich ist.
Feedback sollte:
Als Empfänger von Kritik befindet man sich zunächst in einer passiven Rolle. Umso wichtiger ist es, vordergründig bei einer negativen Rückmeldung die Chance zur persönlichen Weiterentwicklung zu sehen.
Bei der Annahme von Feedback ist Folgendes wichtig:
Im Jahr 2020 hat Haufe eine Studie durchgeführt und eine Bestandsaufnahme zur Feedbackkultur in Unternehmen erstellt. Mehr als 250 Firmen wurden dazu befragt. 91 % der befragten Fach- und Führungskräfte waren überzeugt, dass eine Feedbackkultur sehr wichtig ist und einen hohen Stellenwert haben sollte. An der Umsetzung mangelte es allerdings noch. Nur 55 % der Befragten gaben an, dass die derzeitige Feedbackkultur noch nicht gut ist. Lediglich 12 % bewerteten den Status quo in diesem Bereich als sehr gut. Obwohl also das Bewusstsein für die Bedeutung einer Feedbackkultur da ist, gibt es in der Umsetzung noch erhebliches Optimierungspotenzial.
Aus der Studie geht auch hervor, welche Gründe dafür verantwortlich sein können, warum die Umsetzung der Erkenntnisse in der Praxis bislang nicht gelungen ist. Ein Hauptgrund sei das mangelnde Vertrauen. Das scheint nachvollziehbar, denn kaum einer der Mitarbeitenden wird zum Stichtag X den Mut aufbringen, auch dem Vorgesetzten gegenüber Kritik zu äußern. Um eine gute Feedbackkultur einzurichten, ist vorab Beziehungsarbeit erforderlich. Auch eine noch unzureichende Schulung und schlussendlich auch organisatorische Hürden stellen sich zudem als Herausforderung dar.
Ohne Zweifel ist es mit Arbeit verbunden, allein die organisatorischen Strukturen für kontinuierliche Feedbacks zu schaffen. Allerdings stehen dem auch entscheidende Vorteile für das Unternehmen entgegen. Das Feedback der Mitarbeitenden hilft dabei, Entwicklungschancen zu entdecken – sowohl auf der Ebene des Unternehmens als auch auf Mitarbeiterebene. Feedback schafft Entwicklungsmöglichkeiten.
Indem zeitnah Störfaktoren beseitigt werden, können Prozesse reibungsloser und effektiver gestaltet und Störfaktoren aus dem Weg geräumt werden. Durch konstruktives Feedback entsteht eine besondere Wertschätzung, sodass auch die Verbundenheit der Mitarbeitenden mit dem Unternehmen steigt. Sie identifizieren sich mit ihrem Arbeitgeber und entwickeln eine intrinsische Motivation. Statt Dienst nach Vorschrift zu machen, denken diese Mitarbeitenden mit und zeigen Eigeninitiative. Auch für potenzielle neue Kandidaten wird das Unternehmen attraktiver, denn ein wertschätzendes Arbeitsklima spricht sich schnell herum.
Jedes Unternehmen ist auf andere Art strukturiert und muss daher auch eigene Wege finden, für sich eine funktionierende Feedbackstruktur einzuführen. Eine wichtige Grundvoraussetzung für die Entstehung einer Feedbackkultur ist Transparenz in der Kommunikation. Feedback ist keine Einbahnstraße, sondern erfolgt gegenseitig. Nur dann, wenn die Mitarbeitenden Einsicht in wichtige Geschäftsprozesse haben und Entscheidungen nachvollziehen können, dann können sie sich auch eine Meinung darüber bilden. Außerdem sollte es eine offene Fehlerkultur geben, in der Fehler nicht bestraft, sondern als wertvoller Lerneffekt gesehen werden.
Die Entstehung einer Feedbackkultur ist kein Projekt, das in einem gewissen Zeitraum abgeschlossen ist, sondern ein dauerhafter, fortlaufender Prozess. Der Einstieg sind meistens regelmäßig geplante Feedback-Gespräche. Als Gegengewicht können auch anonyme Mitarbeiterbefragungen ein authentisches Stimmungsbild liefern. Um eine Vertrauensbasis zu schaffen, sollten Führungskräfte immer mit einem guten Beispiel vorangehen. Sie sollten selbst aktiv Feedback geben, sich offen für Kritik zeigen oder diese bestenfalls einfordern und auch zu eigenen Fehlern stehen. So schaffen sie für die Mitarbeitenden einen sicheren Ort, an dem sie Meinungen empfangen, aber auch geben können.
Kommunikationstrainings, wie sie von der Stage Academy angeboten werden, bestärken sowohl die Mitarbeitenden als auch die Führungskräfte darin, wie aktives Zuhören und konstruktive Rückmeldungen funktionieren. Hier bieten sich auch regelmäßige Workshops an.
Es gibt auch technische Möglichkeiten, mit denen das Wachstum einer Feedbackkultur unterstützt wird. Plattformen oder Mitarbeiter-Apps schaffen schnelle Wege, auch mal spontan eine Rückmeldung zu geben und nicht erst auf den nächsten Termin zu warten.
Das Entstehen einer Feedbackkultur ist, wie zuvor erwähnt, keine einmalige Aufgabe, sondern ein Prozess. Das Feedback folgt darin einem Kreislauf, der sich grob aus fünf Schritten zusammensetzen sollte.
Der Aufbau einer wertschätzenden Feedbackkultur ist heute ein wichtiger Erfolgsfaktor in jedem Unternehmen. Während früher Feedback meistens in Form von negativer Kritik geäußert wurde, ist heute der Wert von kontinuierlichem, wertschätzenden und ausgewogenem Feedback für die Selbstentwicklung und die Leistungsverbesserung in das Bewusstsein der Entscheider gerückt. Eine etablierte Feedbackkultur zeichnet sich durch Offenheit, Vertrauen und eine effektive Kommunikation aus. Sie ermöglicht regelmäßige Rückmeldungen zwischen Mitarbeitern und Führungskräften. In der praktischen Umsetzung gilt es allerdings, noch einige Hürden zu bewältigen. Es muss im ersten Schritt eine Vertrauensbasis und eine offene Fehlerkultur geschaffen werden, um ein solides Fundament für eine offene Feedbackkultur zu bekommen.
Ist dies gelungen, dann profitieren Unternehmen dauerhaft, weil sie die Entwicklungspotenziale schnell erkennen, Fehler beseitigen und Stärken noch weiter ausbauen können. So werden am Ende auch die Mitarbeiterbindung und die Motivation gesteigert, weil Mitarbeitende Selbstvertrauen bekommen und am Morgen in dem guten Gewissen zur Arbeit kommen, dass ihre Leistung und ihr Engagement gesehen werden.