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Künstliche Intelligenz, Robotter Hand auf Computertastatur, helle Farben, Tageslicht durchs Fenster
10.12.2023
Kategorie Magazin

Künstliche Intelligenz und Führung: Wie verändert KI die Arbeitswelt und das Leadership?

Es ist das zentrale Thema des Jahres 2023: Die künstliche Intelligenz, die über Tools wie ChatGPT mittlerweile jedem frei zugänglich ist. Gefühlt kann mittlerweile alles via KI erledigt werden. Die Software entwickelt Grafiken, löst komplexe Rechenaufgabe und kann sogar ganze Reiserouten für den Urlaub planen. Da stellt sich natürlich die Frage, welchen Einfluss die selbstlernende Software auf die Führung hat. Ist sie eher eine Bedrohung oder eine hilfreiche Unterstützung?

Welchen Einfluss hat KI auf die Führungskultur?

Die Führung ist schon seit einigen Jahren einem kontinuierlichen Wandel unterlegen. Der Weg führt weit weg von der hierarchischen Führungskultur in die Richtung einer kooperativen, werteorientierten Führung. Damit verbunden, ändert sich natürlich auch die Rolle der Führung. Führungsverantwortliche sind heute eher Coaches und Vorbilder, die Orientierung für die Mitarbeitenden schaffen. Statt nackte Anweisungen zu erteilen, ist es heute die Aufgabe des Leaderships, Mitarbeitende selbst zu befähigen, zu stärken und zu fördern, damit sie möglichst eigenständig arbeiten können.

Was kann Künstliche Intelligenz im Bereich des Leaderships aktuell leisten?

Die KI-Systeme haben das Potenzial, zu wichtigen Werkzeugen in der Führungskultur zu werden. Sie können vor allem wiederkehrende und datenbasierte Aufgaben übernehmen. Daher können Führungskräfte perspektivisch durch selbstlernende Systeme Unterstützung bei ihren operativen Tätigkeiten bekommen.

Ein besonderer Fokus des Einsatzes von KI im Führungskontext liegt auf der Nutzung datengestützter Systeme. Führungskräfte können gerade in größeren Teams KI nutzen, um positive und negative Potenziale von Beschäftigen zu erkennen und auf dieser Basis – ebenfalls wieder KI-gestützt – Lernpläne zur Weiterentwicklung aufzusetzen. Allerdings erfordert dies eine sensible Vorgehensweise, denn die Mitarbeitenden sollten nicht das Gefühl bekommen, ständig überwacht und analysiert zu werden. Das sollte natürlich auch auf der anderen Seite nicht das Anliegen der Führung sein.

Einsatz von KI in der strategischen Führung

Die strategische Führung eines Unternehmens erfordert sehr viel Erfahrung, vorausschauendes Denken, einen 360°-Blick auf den Wettbewerb und auch analytische Fähigkeiten. Die KI wird daher auch perspektivisch nicht auf dem Chefsessel Platz nehmen und die strategische Führung übernehmen können. Allerdings kann die Software sinnvoll als Unterstützung eingesetzt werden.

Beispiele für den Einsatz der KI in der strategischen Führung

Die Künstliche Intelligenz ist nicht in der Lage, strategische Ziele für ein Unternehmen festzulegen. Dafür kann sie aber bei der Zielkontrolle sinnvoll unterstützen:

  • Lieferung von Marktkennzahlen
  • Ermittlung quantitativer Größen für die Produktivität
  • Erhebung der Kundenzufriedenheit
  • Vorhersage von Kennzahlen
  • Diagnose von Problemursachen


Mittlerweile wird die KI in vielen Unternehmen bereits erfolgreich für das Process Mining eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine analytische Methode, die sich mit der Untersuchung, Analyse und Verbesserung von Geschäftsprozessen in Unternehmen befasst. Das System ist in der Lage, digitale Spuren oder Ereignisprotokolle aus IT-Systemen zu nutzen, um den realen Ablauf von Prozessen zu visualisieren und – das ist ganz wichtig – ihn auch verständlich abzubilden, damit Führungskräfte daraus Schwachstellen, Ineffizienzen und Verbesserungspotenziale ableiten können. Damit ermöglicht die KI eine datengestützte Optimierung von Geschäftsprozessen und spart Führungskräften sehr viel Zeit ein, solche Daten händisch zu erfassen, zu sortieren und auszuwerten.

Wie kann die KI in der organisatorischen Führung eingesetzt werden?

Führungskräfte verbringen im Alltag sehr viel Zeit damit, Arbeitsabläufe zu planen, Aufgaben zu verteilen und Teams zusammenzustellen. Auch das Recruiting und die Planung des Personaleinsatzes liegen als To-Do auf dem Schreibtisch der Führungsverantwortlichen. Aufgaben rund um die Arbeitsorganisation und die Arbeitsaufteilung werden durch den zunehmenden Einsatz der KI perspektivisch stark verändert werden.

Beispiele für den Einsatz der KI bei organisatorischen Führungsaufgaben:

  • Automatische Schichtplangestaltung
  • Planung und (Teil-)Steuerung des Personaleinsatzes
  • Monitoring von Terminen
  • Überprüfung der Kommunikationswege

Wichtig ist auch hier, dass die Führungsverantwortlichen immer einen strengen Blick auf die KI-Tools behalten. Der Einführungsprozess solcher Systeme, die beispielsweise zukünftig die Dienstpläne für die Mitarbeitenden erstellen, muss sensibel begleitet werden. Dabei ist es auch wichtig, die Reaktionen und Bedenken der Mitarbeitenden wahrzunehmen und bei Bedarf das persönliche Gespräch zu suchen, um Ängste zu nehmen.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Personalführung

Natürlich wird die KI auch in naher Zukunft keine Mitarbeiter- oder Entwicklungsgespräche führen können. Trotzdem lässt sie sich unterstützend in der Personalführung einsetzen. Die zentrale Aufgabe der Personalführung ist es, ein gesundes, angenehmes und produktives Arbeitsklima zu schaffen. Das bedeutet auch, die Beschäftigten zu motivieren und ihre persönliche Entwicklung zu fördern.

Beispiele für den Einsatz der KI in der Personalführung:

  • Überprüfung und Verfolgung von quantitativ festgelegten Entwicklungszielen
  • Erhebung und Auswertung der Mitarbeiterzufriedenheit
  • Erhebung der Qualifikationen (auch schon im Bewerbungsprozess)
  • Krankenstanderhebung mit Auswertung möglicher Ursachen
  • Vorschläge für einen verbesserten Arbeitsschutz

Es ist auch denkbar, dass aus den erhobenen Daten mögliche Gefährdungen für Burnout-Erkrankungen erkannt werden. Frühwarnsysteme können beispielsweise anspringen, wenn bestimmte Mitarbeitende dauerhaft weit über ihrer 40-Stunden-Woche arbeiten oder über einen längeren Zeitraum mehr Arbeit auf dem Tisch haben, als sie realistisch abarbeiten können.

Auch im Bereich der Personalführung müssen natürlich Mensch und KI-Systeme sehr eng zusammenarbeiten. Führungsverantwortliche behalten weiterhin die Verantwortung und die Fürsorgepflichten für alle Mitarbeitenden, die sie nicht auf eine KI-Technologie übertragen können.

Künstliche Intelligenz im Bereich der Selbstführung

Führung bedeutet heute in erster Linie auch Selbstführung – sowohl aus Sicht der Führungskräfte als auch der Mitarbeitenden. KI-Systeme sind in der Lage, viele standardisierte und wiederkehrende Aufgaben zu übernehmen. Wenn Routineaufgaben wegfallen, bleibt am Ende mehr Zeit für die Kerninhalte der beruflichen Aufgabe.

Selbstführung bedeutet auch, die vorhandene Zeit effektiv zu nutzen und wichtige von weniger wichtigen Aufgaben zu unterscheiden. KI kann in diesem Kontext primär dazu eingesetzt werden, anhand von Kennzahlen die Effektivität von Sitzungen zu überprüfen. Ineffektive Meetings und Termine lassen sich auf dieser Datenbasis reduzieren – es bleibt mehr Zeit für relevante Themen und Aufgaben.

Vorteile und Chancen durch den KI-Einsatz in der Führung

Auch wenn Neuerungen und vor allem so signifikante Veränderungen wie die Entwicklung einer Künstlichen Intelligenz immer mit einer gesunden Portion Skepsis einhergehen dürfen, können daraus große Chancen und Potenziale entstehen. Im Folgenden findest Du einige Denkanstöße, wie die KI Dich perspektivisch in Deiner Führungsarbeit unterstützen kann.

  1. Entlastung & neue Ressourcen
    Selbstlernende Software ist ausgezeichnet darin, datenbasiert zu arbeiten. Du kannst ihr eine Reihe von standardisierten und wiederkehrenden Aufgaben übertragen und bekommst dadurch Zeit geschenkt für die persönliche Arbeit mit Deinem Team. KI leistet damit einen wichtigen Beitrag für eine moderne und menschenzentrierte Führung.

  2. Zeit für strategische Aufgaben
    KI kann Daten in großen Mengen sammeln und auswerten. Was sie nicht kann, ist strategisch zu denken und mit Blick auf die Marktentwicklung strategische Ziele festzulegen. Durch die Übernahme von Routineaufgaben kannst Du Deine Zeit effektiv für die strategische Führungsarbeit nutzen.

  3. Bessere Nutzung der vorhandenen Qualifikationen und Ressourcen
    KI liefert Dir wichtige Informationen darüber, welche Qualifikationen in Deinem Team vorhanden sind und vor allem, ob sie auch effektiv genutzt werden. So kannst Du einerseits die Arbeit effizienter gestalten und auf der anderen Seite auch schneller erkennen, ob Mitarbeitende von zu viel Arbeit auf dem Schreibtisch überlastet sind oder noch freie Kapazitäten haben.

Risiken und Herausforderungen der KI-Systeme sollten immer im Blick sein

Der vorschnelle oder undurchdachte Einsatz von KI-Systemen birgt entsprechende Risiken, die Verantwortliche im Auge behalten sollten. Wenn KI-Technologien einen Teil der Aufgaben übernehmen, kann dies natürlich auch eine Demotivation der Mitarbeitenden auslösen.

Eine zu hohe Standardisierung von Führungsaufgaben kann außerdem dazu führen, dass weniger eigene Kompetenzen eingebracht werden können. Wenn neue Technologien im Unternehmen eingeführt werden, dann müssen ethische Kriterien im Fokus stehen. Es lässt sich am Ende nicht alles über ein KI-Modell abbilden.

Ein Beispiel:

Ein Mitarbeiter liefert plötzlich nicht mehr in der gleichen Geschwindigkeit Arbeitsergebnisse oder erfüllt die Aufgaben nicht mehr in derselben Qualität wie gewohnt. Die KI erfasst diese Informationen und liefert nun an die Verantwortlichen die Analyse, mit dem Ergebnis: Der Mitarbeitende verliert an Effektivität. Im persönlichen Gespräch lässt sich aber feststellen, dass sich die Person vorübergehend in einer schwierigen privaten Situation befindet, aus der die Abweichungen resultieren.

Allein aus diesem Aspekt heraus ist es weder heute noch in Zukunft denkbar, dass Führung allein daten- und KI-basiert erfolgen kann. Es braucht immer reale Menschen und echte Gespräche, die von keinem Tool der Welt ersetzt werden können.

KI-Change-Management in Unternehmen: verantwortungsbewusste Integration neuer Technologien

Es ist klar geworden, dass die Integration selbstlernender Software eine sensible Vorgehensweise voraussetzt. KI-Change-Management beschreibt den Prozess der Verwaltung und Steuerung von Veränderungen, die durch die Einführung von künstlicher Intelligenz in die Geschäftsprozesse entstehen. Ein systematisches Vorgehen ist hier besonders wichtig, damit die Mitarbeitenden den Sinn und den Nutzen der KI-Technologien verstehen, diesen akzeptieren und effektiv damit arbeiten können.

So kann der Prozess der KI-Integration auf allen Ebenen des Unternehmens gelingen:

Schritt 1: Kommunikation und Sensibilisierung

Als Führungskraft solltest Du Dich gut in die Perspektive Deiner Mitarbeitenden hineinversetzen. Die Einführung von KI wird den Arbeitsalltag beeinflussen. Es werden Ängste entstehen, bevor die Vorteile erkannt werden können. Umso wichtiger ist es, alle Beteiligten frühzeitig und transparent über die geplanten Veränderungen zu informieren. Die Kommunikation sollte darauf ausgerichtet sein, die Vorteile, die Ziele und die Auswirkungen der KI-Nutzung klar zu vermitteln.

Schritt 2: Schulung und Qualifizierung

Mitarbeitende müssen die nötigen Fähigkeiten und Instrumente an die Hand bekommen, um die KI-Technologien effektiv zu bedienen. Aufgabe der Führung ist es, entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen anzubieten, damit das Team die neuen Tools und Prozesse bestmöglich nutzen kann.

Schritt3: Partizipation und Einbindung

Die Mitarbeitenden müssen aktiv in den Implementierungsprozess einbezogen werden. Sie sollten die Gelegenheit bekommen, ihre eigenen Erfahrungen und Kenntnisse aus der KI-Nutzung beizusteuern.

Schritt 4: Kultur des Wandels schaffen

Ein KI-Change-Management kann nicht einfach im Rahmen eines Workshops übergestülpt werden. Vielmehr muss damit auch eine Veränderung der Unternehmenskultur einhergehen, damit Mitarbeitende Veränderungen im Allgemeinen und auch in diesem speziellen Fall positiv gegenüberstehen.

Schritt 5: Begleitung und Unterstützung

Während des gesamten Implementierungsprozesses ist es wichtig, Mitarbeitende zu unterstützen und Ressourcen dafür einzuplanen, um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten. Es kann sinnvoll sein, Support-Teams oder Helpdesks einzurichten.

Schritt 6: Monitoring und Anpassung

Der Implementierungsprozess muss von den Verantwortlichen kontinuierlich überwacht werden. Bleib offen für Feedback und Anpassungen. Auf Probleme solltest Du zeitnah reagieren, bevor sie sich zu größeren Herausforderungen entwickeln.

Du als Führungskraft wirst durch die neusten Entwicklungen der KI-Technologien nicht ersetzt. Vielmehr stehst Du vor neuen Herausforderungen, die Du gemeinsam mit Deinem Team gestaltest. Mehr denn je sind heute Fähigkeiten gefragt, auf Herausforderungen und Feedback zu reagieren, als Vorbild die Akzeptanz von KI zu fördern und Vertrauen zu schaffen.

KI ist ein wertvolles Instrument für die Führungsarbeit

Die Angst, von einer Maschine ersetzt zu werden, ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Mit jeder bahnbrechenden Entwicklung sind auch immer Veränderungen verbunden und damit einhergehend natürlich auch viele Fragen. Fakt ist, dass die Künstliche Intelligenz die Arbeitswelt und auch die Führung verändern wird.

Die Sorge, dass Führungskräfte dadurch aber ersetzt werden, scheint mit Blick auf die vielen neuen Herausforderungen, die die KI für die strategische Planung, die Personalarbeit und auch die Selbstorganisation mitbringt, vollkommen unberechtigt.

Technologien werden in absehbarer Zukunft sicher keine Führungsentscheidungen treffen. Vielmehr bekommen Führungskräfte durch sie vollständigere Informationen an die Hand, mit denen Entscheidungen besser und systematischer getroffen werden können. Die Grenzen der KI sind spätestens dann erreicht, wenn es auf ein ethisches und moralisches Urteilsvermögen ankommt. Hier wird heute und auch morgen noch immer der Mensch gefragt sein, der durch seine Führungsqualitäten die richtigen Impulse setzt.

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